Die Wahrheit in uns

Kennst du das, wenn du ganz tief in dir verwurzelt spürst: „Das ist meine Wahrheit.“
Und kennst du das, wenn du dann denkst,
diese Wahrheit – das muss doch die Wahrheit der Menschheit sein?
Es muss doch für alle gleich klar sein, dass das die Wahrheit ist?
Ich habe mit meinem Partner immer wieder Momente, in denen ich in diesen Wahrheitsstrudel hineingerate – und ihm dann meine Wahrheit überstülpen möchte.
Und ich bin ihm so dankbar für seine Reaktion in solchen Augenblicken, wenn er sagt:
„Ich anerkenne deine Wahrheit – dass sie für dich richtig ist, dass sie für dich stimmt.
Und ich möchte, dass du mir meine Wahrheit lässt
und mich in meiner Wahrheit auch anerkennst und sein lässt.“
Diese Worte berühren mich jedes Mal tief.
Ich möchte ihm hiermit Danke sagen –
dafür, dass er mich immer wieder daran erinnert,
dass es nicht die eine Wahrheit gibt,
sondern nur meine eigene Wahrheit.
Pachamamas vier Wahrheiten
Vielleicht ist das auch der Grund, warum es für mich Pachamamas vier Wahrheiten gibt –
wie ich sie in Neuanfang 2.0 beschrieben habe.
Weil ich dieses Wissen ganz tief in mich sinken lassen darf.
Weil ich anerkennen darf, dass meine Wahrheit nur ein Teil des grossen Ganzen ist.
Heute, im Gespräch mit meinem Partner, überkam mich eine Art Trauer.
Trauer darüber, dass wir in unserer Gesellschaft so oft versuchen, unsere Wahrheiten anderen überzustülpen.
Dass wir sie als die einzige wahre Wahrheit erscheinen lassen – und dabei vergessen,
dass es so viele Wahrheiten gibt, wie es Menschen auf dieser Erde gibt.
Zuhören mit offenem Herzen
Das Einzige, was wir wirklich tun können,
ist mit offenem Herzen zuzuhören.
Hinspüren.
Verstehen wollen – nicht, um zu verändern,
sondern um zu begreifen.
Fragen zu stellen,
um zu erfahren, wie ein Mensch zu seiner Wahrheit gekommen ist.
Nicht, weil ich sie ändern möchte,
sondern weil ich sie verstehen möchte.
In meiner Welt …
Mein Partner und ich haben eine wunderschöne Art gefunden, miteinander zu sprechen, wenn wir merken, dass wir in eine gewisse Verhärtung geraten.
Dann sagen wir:
„In meiner Welt fühlt sich das so an.“
„In meiner Welt sehe ich das so.“
„In meiner Welt ist das meine Wahrheit.“
Und allein durch dieses Aussprechen
werden wir wieder weich –
in uns selbst und einander gegenüber.
Wir können wieder wirklich und wahrhaftig zuhören.
Verkörperte Wahrheit
Ich glaube zutiefst, dass es deine Wahrheit braucht,
dass es meine Wahrheit braucht,
dass es unsere Wahrheiten braucht –
und dass wir sie leben dürfen.
Dass wir für sie einstehen dürfen,
sie aussprechen und verkörpern dürfen.
Denn jede Wahrheit will in Bewegung gebracht werden – nicht aus einem Leistungsgedanken heraus, sondern als natürlicher Ausdruck dessen,
was in uns wahr ist.
Wenn ich meine Wahrheit spreche,
darf ich dafür hinstehen –
mich nicht vom ersten Windhauch umwerfen lassen, sondern Wurzeln schlagen in die Erde,
mich tragen lassen, und aus meiner Mitte heraus aufrecht stehen bleiben.
Dann, glaube ich, können all unsere Wahrheiten
miteinander co-kreieren.
Der Teppich der Wahrheiten
Ich glaube daran,
dass wir all diese Wahrheiten zu einem wunderbaren Stoff verweben können.
Dass es jede einzelne braucht, wie einen Faden um daraus diesen grossen Teppich des Menschseins zu weben.
Ein weiches, sanftes Miteinander-Sein.
Denn tief in meinem Herzen weiss ich:
Meine Wahrheit macht mich weich.
Meine Wahrheit macht mich frei.
Meine Wahrheit macht mich lebendig.
Sie entspringt meiner Essenz
und ergiesst sich wie ein Fluss ins Aussen,
um sich zu zeigen.
Eine Einladung an dich
Ich wünsche mir auch für dich,
dass du deine Wahrheit spüren und wahrnehmen kannst.
Dass du sie ausspricht, verkörperst
und sie mit anderen Wahrheiten verwebst.
So darf ein neues Muster entstehen –
ein lebendiger, bunter Teppich aus Wahrheiten,
in dem wir alle miteinander verbunden sind.
Und in dieser weichen, sanften Wahrheit
verschmelzen wir wieder zu einem grossen Ganzen.